Biographie

Mein Weg

In meiner Kindheit hörte ich immer wieder von meinem Urgroßvater. Er war evangelischer Pastor und in Berlin Superindendent. Noch mehr wurde über eine seiner Töchter, meine Großtante, geredet. Sie konvertierte zum katholischen Glauben und gründete einen Orden. Meine Mutter, als Kind oft in den Ordenshäusern, wurde dadurch sehr fromm und sehr katholisch.

Selbstverständlich wurde ich das als Kind auch. Mit Sechzehn begegnete ich einem jungen Mann, der mich aufklärte. Alles ist durch Evolution entstanden. Wir stammen vom Affen ab. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Diesen komischen christlichen Glauben brauchen die alten Weiber, die in die Kirche gehen und dem Pfarrer alles abnehmen, was er sagt.

Ich glaubte dem jungen Mann. Seine Argumente waren überzeugend. Die Evolution war eine bewiesenen Tatsache. Es gab keinen Gott. Der Glaube war ein Ammenmärchen. Mir blieb mir nichts anderes übrig. Ich wurde ein Atheist.

Der Glaube vorher war nicht immer schön gewesen. Du sollst und du darfst nicht! Die vielen Dinge, die Sünde waren! Aber jetzt war das Universum einsam und leer. Hinter dem Sternenhimmel gähnte nur das Nichts. Mein Leben war ein Zufall und ohne Sinn und Ziel. Ich war nur eine biologische Maschine. Mein Ich war eine Täuschung.

Noch einmal fing ich an zu fragen. Ich war katholisch aufgewachsen. Langsam fand ich meinen Glauben wieder. Jetzt wollte ich es genau wissen. Ich studierte Theologie. In dem Jahr, in dem ich das Studium beendete geschahen drei entscheidende Dinge.

Erstens, ich heiratete meine erste Frau. Zweitens, der Pfarrer an meinem Ort hatte von meinem Studium gehört. Die Kirche suchte dringend Religionslehrer. Er bat mich Religion zu unterrichten. Das war gar nicht in meinem Plan gewesen. Aber ich dachte, das trifft sich gut. Ich werde Lehrer und verwirkliche nebenher ein Leben als Künstler. Ich male. Also sagte ich zu.

Drittens erkannte ich, dass sämtliches Wissen den Menschen keinen Millimeter näher bringt zu Gott. Ein Ja zu Gott ist notwendig. Ein Ja wie es der Apostel Thomas sprach, als er vor dem Auferstandenen stehend zu ihm sagte: Mein Herr und mein Gott. Ich sagte dieses Ja.

Es gab etwas, das ich schon als Jugendlicher nicht akzeptieren konnte. Jesus tat Wunder. In der Apostelgeschichte geschahen Wunder und der Heilige Geist redete. Und dann war Schluss. Heute gibt es keine Wunder mehr und keinen Gott, der sich meldet. Das durfte einfach nicht war sein.

Dann brach in der katholischen Kirche – natürlich zuerst in Amerika – die charismatische Erneuerung auf. Ich erfuhr davon. Das war es. Das war die Fortsetzung der Apostelgeschichte.

Ich wurde ein „Charismatiker“. Das bedeutete dann Kontakt zu verschiedensten Aufbrüchen in und außerhalb der katholischen Kirche. Ich lernte Pfingstgemeinden kennen. Unversehens entstand in meinem Haus eine Gruppe, eine kleine Gemeinde. Man nannte mich Pastor. (Was mir nicht gefiel.) In unserem Kreis geschahen Zeichen.

Immer mehr verschob sich mein streng katholisches Verständnis des Christseins zu einem an der Bibel orientierten Verständnis. Ich stieg aus dem Religionsunterricht aus und versuchte es als freischaffender bildender Künstler. Es gelang.

Dann kam die Ehekrise. Das war natürlich auch eine persönliche Krise. Ich hatte inzwischen fünf Kinder. Für fünf Kinder hatte ich Geld zu verdienen. Und ich musste mich auch – so gut es ging – um ihr leibliches Wohl kümmern. Ein Jahr nach der Trennung von meiner ersten Frau lernte ich meine zweite Frau kennen. Sie brachte zwei Kinder mit und ich fünf. Wir wurden zu einer einzigen großen Familie.

Ich verdiente mein Geld fortan mit Erfolg als bildender Künstler. Dabei hörte ich nicht auf, den Weg des Glaubens zu gehen. Als Künstler arbeiten, den Glauben leben und über ihn Nachzudenken, das fügte sich für mich zu einer Einheit. Das bin ich.