Das Evangelium nach Markus (2)
Die Heilungen und Befreiungen, die Jesu wirkt, führen zu einem Massenansturm. Jesus wird von den Menschen regelrecht belagert. Gleichzeitig gerät er aber immer mehr in Konfrontation zu den religiösen Eliten. Jesus setzt sich über die jüdischen Reinheitsgebote hinweg. Als er einem Kranken die Sünden vergibt, ist das für die Schriftgelehrten Gotteslästerung. Zudem nennt er sich den „Bräutigam“. sein. Diejenigen die das Buch des Propheten Ezechiel kennen, verstehen was er sagt. Er sagt von sich, dass er Gott ist.
Artur
8/11/202411 min read
Kapitel 2
Als er nach einigen Tagen wieder nach Kafarnaum hineinging, wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm, von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Liege durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten in ihrem Herzen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Liege und geh umher? Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - sagte er zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause! Er stand sofort auf, nahm seine Liege und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle in Staunen; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen. V 1-12
Dies ist eine in mehrfacher Hinsicht für den heutigen Leser schwierige Geschichte. Sie beginnt mit der schlichten Feststellung, dass Jesus wieder in Kafarnaum war. Jesus hatte am Anfang seiner Verkündigung seinen Heimatort Nazareth verlassen. Der Mittelpunkt seines neuen Lebens als Wanderprediger, an den er immer wieder zurück kehrte, das war Kafarnaum. Markus stellt nur fest, dass er im Hause war. Welches Haus das ist, das wird nicht gesagt. Der Besitzer wird nicht genannt obwohl er ein Hauptbetroffener war. Man kann ohne die Einwilligung des Hausbesitzer sicher kein Dach aufbrechen. Das gilt auch dann, wenn es wie in Israel üblich ein primitives Lehmdach war. Und es gilt auch, wenn die Regenzeit noch weit weg ist. Das bedeutet, die Männer, die den Lahmen angeschleppt hatten, mussten sich erst mit dem Hausbesitzer verständigen und natürlich eine Reparatur des Daches zusagen.
Das Haus selber bestand wahrscheinlich aus nichts anderem als einen einzigen großen Raum. Da drin drängten sich die Menschen. Von den Schriftgelehrten, die auch dabei waren, heißt es, dass sie saßen, d.h. sie hatten sich die bequemen Plätze reserviert. Die Schriftgelehrten waren auch überwiegend nicht da aus Sympathie. Es ging eher um die Kontrolle dieses Menschen Jesus. Was sagt und tut dieser ungelernte Rabbi aus Naazareth?
Das Dach wird aufgebrochen, was an sich schon für Unruhe gesorgt haben muss. Dann liegt der Gelähmte zu Füssen Jesu. Jesus, der selbst ein Handwerker gewesen war, war sich über den Aufwand nicht nur des Durchbruchs, sondern vor allem der Reparatur des Dachs im klaren. So etwas tut man nur, wenn man zutiefst überzeugt ist, dass sich der Aufwand lohnt. Darum sind die Worte und die Reaktion Jesu mehr als verständlich: Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Jesus hätte viel sagen dürfen, aber das nicht. Das war nicht nur ein Tabubruch. Das war eine Gotteslästerung. In christlichen Ohren klingt das nicht schlimm. Für jüdische Ohren war das unmöglich. Sündenvergebung gab es im Glauben Israels nur an einem einzigen Tag im Jahr, an Jom-Kippur, dem großen Festtag der Versöhnung. Die Vergebung der Sünden wurde durch eine feierliche Zeremonie vom Hohen Priester erwirkt. Das Gesetz des Mose schrieb Detailreich vor, wie das zu geschehen hatte.
Jesus sagt einfach: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Dass die Schriftgelehrten das nur als Gotteslästerung betrachten konnten, das war logisch. Sündenvergebung war aus jüdischer Sicht nur Gott vorbehalten. Jesus war aus ihrer Sicht ein Mensch und mit diesen Worten ein Gotteslästerer.
Jesus selbst aber wusste, wer er war. Er wusste von sich nicht nur, dass er Gottes Sohn war, er wusste auch, dass er der endzeitliche Richter aller Menschen sein würde. Das geht eindeutig aus dem hervor, was Jesus nun sagt. Jesus war die Provokation klar gewesen, die seine Worte ausgelöst hatten. Was die Schriftgelehrten denken mussten nach den Worten Jesu, das lag auf der Hand. Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Liege und geh umher? Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - sagte er zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause!
Jesus bezeichnet sich selbst als Menschensohn. Die Bezeichnung kommt aus dem Buch Daniel. Immer noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten (gemeint ist Gott) und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter. Dan 7, 1314.
Wenn sich Jesus als der Menschensohn bezeichnet, dann heißt das nicht einfach, dass er sich als Mensch, als Menschenskind bezeichnet. Es bedeutet vielmehr, dass er sich als den versteht, den der Prophet Daniel vorher gesagt hat. Und um zu beweisen, dass er dieser Menschensohn mit göttlicher Vollmacht ist, darum befielt er dem Gelähmten aufzustehen. Der Gelähmte steht auf und ist so gesund, dass er seine Bahre, auf der er zuvor gelähmt lag, davon tragen kann.
Markus schildert nur die positiven Reaktionen der Zuhörer und Zuseher um Jesus. In den Köpfen der Schriftgelehrten aber müssen andere Gedanken gewesen sein. Das Wunder war nicht zu leugnen. Aber ein Sündenvergebung ohne den Tempel, das machte den Tempel und den ganzen Tempelkult letztlich überflüssig.
*
Jesus ging wieder hinaus an den See. Da kamen Scharen von Menschen zu ihm und er lehrte sie. Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf und folgte ihm nach. Und als Jesus in dessen Haus zu Tisch war, da waren viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern zu Tisch; es waren nämlich viele, die ihm nachfolgten. Als die Schriftgelehrten der Pharisäer sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder. V 13 -17.
Was Jesus jetzt tut, das ist die nächste Provokation für die Frommen. Die religiöse Elite sonderte sich vom gewöhnlichen und sündigen Volk ab. Nun gar ein Zöllner, bzw. Steuereintreiber! Dieser Levi kann nicht einmal bei Petrus beliebt gewesen sein. Die Fischer am See Genezareth mussten jeden einzelnen gefangenen Fisch versteuern. Zudem hatte ein Zöllner von Berufs wegen immer mit den Römern, der Besatzungsmacht, zu tun. Das bedeutete, dass er beständig unrein war.
Jesus ruft den Zöllner Levi aus seinem Beruf heraus in die Nachfolge. Damit war jetzt ein ehemaliger Steuereintreiber unter den zwölf, die Israel repräsentieren sollten. Nach der allgemeinen Überlieferung war der Steuereintreiber Levi niemand anderer als der unter seinem anderen Namen besser bekannte Matthäus, der spätere Verfasser des nach ihm benannten Matthäusevangeliums. Die erste Antwort des Levi bzw. Matthäus auf die Einladung zur Nachfolge war die Einladung in sein Haus. Jesus nahm die Einladung an und das nicht nur für sich, sondern auch für seine Jünger. Offensichtlich hatte Levi bzw. Matthäus nicht nur Jesus eingeladen, sondern auch die Freunde aus seinem bisherigen Leben. Und das waren Freund mit zweifelhaftem Ruf.
Es gab ein großes Freudenessen. Und Jesus war ohne Berührungsängste mitten drin unter dieser Gesellschaft der Freunde des Levi bzw. Matthäus, mitten unter Menschen, von denen sich ein anständiger Mensch fern hielt. Es war klar, dass Jesus selbstverständlich wusste, mit wem er da zusammen saß, aß und feierte. Vor allem dieses gemeinsame Essen war, angesichts der Mosaischen Reinheitsvorschriften für die Frommen ein Skandal. Die Schriftgelehrten, die Theologen der damaligen Zeit, machten ihrem Unmut laut Luft. Ihre Frage, nicht an Jesus direkt gestellt, sondern an seine Jünger: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen?, das war im Grund keine Frage, sondern ein Vorwurf. Was Jesus den Schriftgelehrten sagt, bleibt für alle Zeiten gültig: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Wollte Jesus damit sagen, dass er nur zu den Kranken gekommen ist, seien sie nun körperlich oder seelisch krank? Heißt das, dass ein gesunder Mensch Jesus und Gott nicht braucht? So kann man es lesen. Aber so meinte es Jesus nicht. Lange vor der Zeit Jesu verkündete der Prophet Jesaja im Namen Gottes seinem Volk: Wohin sollt ihr noch geschlagen werden? Ihr bleibt ja doch widerspenstig. Der ganze Kopf ist wund, das ganze Herz ist krank. Jes 1, 5.
Der Mensch kann als Gläubiger alle religiösen Verpflichtungen erfüllen und sich darum seines Glaubens und seiner Rechtschaffenheit sicher sein. Genau so kann ein Atheist sich seiner Leistung und seiner Anständigkeit sicher sein. In beiden Fällen ist der reale Jesus ein Störfaktor.
Machen wir einen Perspektivenwechsel. Ein Zöllner Levi und seine Freunde erlebten etwas, was sie bis dahin nicht für möglich gehalten hatten. Ein Mann, der von Gott nicht nur sprach, sondern seine Sendung von Gott auch durch seine Taten bewies, dieser Jesus ging ohne jeden Vorbehalt auf sie, die bis dahin verachteten, zu. Dieser Jesus nahm sie, die vom religiösen und gesellschaftlichen Establishment ausgeschlossen waren, nicht nur ernst. Er saß mit ihnen am gleichen Tisch. Das hatte in der damaligen Kultur die Bedeutung: Ich will und habe jetzt Gemeinschaft mit euch.
Es klingt ein wenig abgenützt, aber es lässt sich nicht anders sagen: Jesus liebte zu erst, ohne auf Gegenliebe zu warten. Er erwartete keine Gegenleistung. Er liebte einfach. Und genau damit erreichte er die Herzen von vielen, auch das Herz eines Steuereintreibers Levi, der zum Apostel Matthäus wurde.
Der Auferstandene Jesus ist derselbe Jesus wie im Haus des Levi. Den Gerechten hat Jesus wenig zu bieten. Für die Suchenden ist er die Antwort. Wird Jesus gefunden, gibt es ein Fest.
*
Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten, an jenem Tag. Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Gewand; denn der neue Stoff reißt vom alten Gewand ab und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt niemand jungen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren und die Schläuche sind unbrauchbar. Junger Wein gehört in neue Schläuche.
Fasten ist ein gern verschwiegenes Thema. Heute gibt es ein Heilfasten, das dem Körper gut tun soll und tut. Genau so gut tut Fasten der Seele und dem Suchen nach Gott. Darum ist die Frage durchaus berechtigt. Warum fasten deine Jünger nicht? Die Antwort, die Jesus gibt, kann man nur verstehen, wenn man weiß, was der Prophet Ezechiel (Hesekiel) geschildert hat. Ezechiel beschreibt im 16. Kapitel ausführlich, wie Gott Israel zu seiner Braut erwählt. In der Antike gab es Kindesweglegungen. Ezechiel beschreibt Israel als ein solch weggelegtes Kind, das von Gott angenommen, gepflegt und groß gezogen wird. Da kam ich an dir vorüber und sah dich und siehe, deine Zeit war da, die Zeit der Liebe. Ich breitete den Saum meines Gewandes über dich und bedeckte deine Blöße. Ich leistete dir den Eid und ging mit dir einen Bund ein - Spruch GOTTES, des Herrn - und du wurdest mein. Ez 16, 8.
Jesus redet von sich als dem Bräutigam. Der Bräutigam Israels ist nach jüdischem Verständnis Gott. Wenn sich Jesus als den Bräutigam bezeichnet, dann sagt Jesus über sich, wer er nach seinem Verständnis ist. Er ist der, der mit Israel einen Bund eingegangen ist und sich Israel als Bräutigam verpflichtet hat. Er sitzt als Mensch an der Seite des Levi und feiert mit Menschen, die für die Frommen verachtenswert waren. Zugleich sitzt in Jesus jetzt Gott bei den Menschen, die von den Frommen gemieden wurden.
Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten, an jenem Tag. Jesus weiß, dass seine Zeit nur begrenzt ist. Dann werden auch seine Jünger fasten. Ich erduldete Mühsal und Plage, viele durchwachte Nächte, Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Nacktheit. 2 Kor 11,27. Das hat Paulus geschrieben. Er war sicher nicht der einzige Apostel, der gefastet hat. Fasten gehört heute noch zu einer ernsthaften Gottsuche.
An seine Antwort zum Fasten hängt Jesus noch eine Bemerkung an: Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Gewand; denn der neue Stoff reißt vom alten Gewand ab und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt niemand jungen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren und die Schläuche sind unbrauchbar. Junger Wein gehört in neue Schläuche. Jesus kündigt damit an, dass mit ihm etwas radikal Neues angebrochen ist. Das ist nicht nur eine Fortsetzung des Mosaischen Bundes. Das ist nicht nur eine Reformation oder Restauration des Bundes, der nur den Nachkommen Abrahams galt. Das Neue ist so neu, dass es nicht mehr zum alten passt. Es wird ein Neuer Bund sein, der der ganzen Menschheit angeboten wird.
*
An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zur Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat. V 23 – 28
Die Pharisäer (der Mosaische Glaube ist heute ein von den Anschauungen der Pharisäer geprägte Religion), sie die Pharisäer hatten die mosaischen Gebote in der Thora ausgelegt und immer mehr verfeinert. Die Sabbatruhe verbot die Arbeit. Damit war Erntearbeit natürlich auch verboten. Getreidekörner abreißen war ernten. Also war es eine verbotene Arbeit. Jesus hat sich auf diese Spitzfindigkeit gar nicht erst eingelassen. Er antwortet mit einem Bericht aus dem Leben Davids. David war beim König Saul in Ungnade gefallen. Saul fürchtete, David könnte an seiner Stelle König werden. Das konnte natürlich nur über die Leiche Sauls hinweg geschehen. Dem wollte Saul zuvorkommen und darum wollte er David töten. David erfuhr von dem Mordplan und floh. Auf seiner Flucht kam er zu dem Heiligtum in Nob. Der Tempel in Jerusalem wurde erst vom Sohn Davids, Salomon, gebaut. Das Heiligtum in Nob war also zu der Zeit Davids völlig legal. Am Heiligtum in Nob diente der Priester Ahimelech. Er gab dem fliehenden und hungernden David Brot, das nur für den Kult bestimmt war. Und David, obwohl kein Priester, aß es.
Das ist die Geschichte, mit der Jesus den Vorhaltungen der Pharisäer antwortet. Wenn David, weil ihn hungerte, heiliges Brot essen durfte, dann durften die Jünger Jesu, weil sie Hunger hatten, auch ein paar Körner essen. Dann geht Jesus aber noch einen Schritte weiter und erklärt etwas Grundsätzliches. Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Im Lauf der Geschichte des jüdischen Volkes war der Sabbat zu einem Tag des Kultes geworden, zu einem Tag für Gott. Für das orthodoxe Judentum gilt das bis heute. Im konservativen Christentum (der konservative Boden spannt sich von der Orthodoxen Kirche bis zu bibeltreuen Freikirchen) ist der Sonntag ein Tag für Gott. Jesus erklärt die Funktion des Sabbats, bzw. des Sonntags. Es soll ein Ruhetag für den Menschen sein. Zu diesem Ruhetag kann und soll auch die Besinnung auf Gott, die Quelle des Lebens gehören. Aber die Besinnung auf Gott und das zur Ruhe kommen soll dem Menschen für sein wahres Menschsein dienen. Der Sonntag ist nicht für den Gottesdienst da und für ein krampfhaftes Nichtstun. Der Sonntag, der siebte Tag der Woche, soll dem Menschen helfen, damit er nicht im Hamsterrad seiner Beschäftigungen sein Menschsein verliert.
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